Wacken im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein,- im Prinzip würde niemand dieses etwas verschlafene Dorf kennen, würde dort nicht an drei Tagen im August das Heavy Metal Festival der Welt stattfinden. Seit 1990 pilgern bis zu 80‘000 Metalheads aus der ganzen Welt zum Wacken Open Air W:O:A. Mit 150 Heavy Metal-Bands,- ein Musikfestival der Superlative! Im Sommer 2013 machte sich eine 140köpfige Filmcrew daran, dieses Event mit 18 Stereo3D-Kameras räumlich zu dokumentieren.
„Um Wacken zu verstehen, muss man Wacken erleben!“, so das Motto der Berliner Produktionsfirma JumpSeat 3D plus Germany und der Hamburg Wüstefilm in deren Co-Produktion das Dokumentarfilmprojekt realisiert wurde. „Musik im Zusammenhang mit 3D eröffnet eine neue Dimension für die Zuschauer. Das Dreidimensionale hebt die Distanz zu den Künstlern auf der Bühne völlig auf und zieht den Zuschauer direkt ins Geschehen“, so Tomas Erhart, Produzent und Supervising DoP über die Motivation den Film räumlich in echtem Stereo3D umzusetzen.
Die eigentliche Hauptherausforderung war die 3D-Technik und Rigs im Dienste des Projektes einsetzen zu können, um einem dokumentarischen Ansatz und flexibles dokumentarisch Arbeiten zu ermöglichen. Somit entstand eine grundsätzliche Zweiteilung der Aufgabenbereiche der unterschiedlichen Units. Einerseits die „Live-to-tape Unit“ die ähnlich einer Konzert-Liveübertragung das Geschehen auf den Hauptbühnen mit acht Kameras dokumentierte und anderseits die freien dokumentarischen Units, die sich auf die ausgewählten Protagonisten und Festivalteilnehmer konzentrierten. Dafür waren modulare, möglichst leichte Rig-Systeme auf Basis eines Spiegelrigs gefragt, denn die Aufnahmen sollten später auch auf der grossen Leinwand bestehen können.
Blieb dann noch die Frage, wie bewegt man sich eigentlich mit der Drehtechnik unabhängig auf einem Festival mit fast 80‘000 Besuchern,- einfache Antwort: Zu Fuss mit einem Bollerwagen! Ein B,C,D-Team bestand dann jeweils aus Regisseur, Kameramann, Schärfenassistent/Stereograph, Tonmeister sowie einer Helping Hand, die als Kommunikationszentrale mit der Basis fungierte und Absprachen, Rückfragen, technischen Support sowie den Bollerwagen als solchen koordinierte.
Einen ersten Eindruck, was die Zuschauer bei „WACKEN 3D“ erwartet, gab es am Abend des 1. August im Rahmen einer exklusiven Weltpremiere des ersten Testdrehs. Zwischen dem Auftritt der Altrocker von Deep Purple und dem mit Pyrotechnik-Spektakel von Rammstein griffen Zehntausende Metalheads zu den eigens vom Festival ausgegebenen Anaglyph 3D-Brillen und sahen im Infield einen rund sieben minütigen Vorgeschmack auf den Dok-Film. Die Vorführung des Teasers dürfte laut dem Kinoverleih NFP somit zu einer der zuschauerstärksten 3D-Vorführungen weltweit geworden sein.
Ein umfangreicher Erfahrungsbericht von DoP Matthias Bolliger zu diesem Projekt und der verwendeten Stereo3D-Technik ist in der Ausgabe 01/2014 der Fachzeitschrift ZOOM erschienen.